Der siebente Bruder oder das Herz im Marmeladeglas

Torseter, Øyvind, 2017
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Medienart Buch
ISBN 978-3-8369-5900-1
Verfasser Torseter, Øyvind Wikipedia
Beteiligte Personen Dörries, Maike [Übers.] Wikipedia
Systematik JD - Bilderbücher, Comics
Schlagworte Kinderbuch, Suche, Pferd, Bruder, Comicroman, Abenteuer, Gefangenschaft, Herz, Prinz, Bewährung, Parodie, Troll
Verlag Gerstenberg
Ort Hildesheim
Jahr 2017
Umfang [114] S.
Altersbeschränkung keine
Auflage 1. Aufl.
Sprache deutsch
Verfasserangabe Øyvind Torseter. Aus dem Norweg. von Maike Dörries
Illustrationsang überw. Ill.
Annotation Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/);
Autor: Christina Ulm;
Mit dem Code Es war einmal gibt Øyvind Torseter vor, ein nordisches Märchen zu erzählen; von sechs Brüdern, die auszogen, ihre Prinzessinnen zu finden, und nicht zurückkamen. Ein Troll hat sie in Stein verwandelt und nur der jüngste, der siebente Bruder, kann sie retten. Hans muss das Herz des Trolls vernichten, um die Brüder und ihre Liebsten zu befreien. Nur: Wo steckt dieses Herz?
Die ritterlichen Bewährungsproben, die Hans in dieser Graphic Novel meistern muss, werden nach der üppigen Einleitung durchaus lakonisch und in Sprechblasen voll trockenem Humor erzählt. Hans und sein nervöser Klepper mit seltsamer Gangart überlisten einen gefräßigen Wolf, helfen einem Elefanten in Not und reiten durch die eigenwillig organisch anmutende Szenerie. Wie das Herz des Trolls außerhalb seines Körpers versteckt ist, scheint hier die ganze Außenwelt anatomisch geformt zu sein.
In den großteils ganzseitigen Bildern spielt Øyvind Torseter nicht nur mit der Ausstattung der Kulisse, sondern mit Licht, Schatten und Kontrast: Er überlagert Papiere, setzt die Figuren vor unterschiedliche Hintergründe und tönt die Panels je nach Stimmung in alternierende Farben. In Kombination mit dieser anspruchsvollen und sehr ansprechenden Bildästhetik wirken die kurzen Textzeilen umso treffender. Etwa wenn Hans die Höhle des Trolls erreicht und die Totenköpfe beim Eintritt höhnisch ätzen Da kommt noch einer. Der kommt hier nie mehr raus. Hö, hö, hö. und Hans erwidert Ziemlich geschwätzige Geister hier.
Die erreichte Wohnstatt des Trolls würde man in einem anderen Kontext wohl als Loft im Industrial Design bezeichnen; im anachronistischen Rahmen dieses Buches aber wirken die Seilzüge, Räderwerke, Bretterverschläge wie ein komplexes Labyrinth, das viele Überraschungen birgt. Wie die gefangene damsel in distress, die inmitten eines Bücherstapels nebst Gläschen Wein eher gelangweilt denn verängstigt wirkt und angesichts des Rettungsversuches nur fallen lässt: Herrje, wer bist denn du?
Auf diese Weise erzeugt Øyvind Torseter eine spannende Diskrepanz zum üblichen Erzählgestus solcher Aventiuren und gibt jenen eine Stimme, die in klassischen Genreumsetzungen oft ungehört bleiben: Den Märchenfiguren selbst. Und mildert so auch die Schrecken seiner Bilder: Sie visualisieren den dümmlichen Troll als Ausgeburt der Hässlichkeit, wie sie Picasso oder Munch nicht besser hätten abbilden können.
Mit seinem sequenziell erzählten Bilderbuch ist dem norwegischen Künstler eine ausgezeichnete Komposition geglückt, ein originäres Stück Kinderliteratur, das die Schwebe aus Epos und Komödie, Pathos und Ironie wunderbar meistert.

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